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Als ich in Kenia nach einem fast neunstündigen Flug ziemlich ermüdet aus dem klimatisierten Flugzeug stieg, kam mir eine Hitzewand entgegen; so eine tropische Hitze kannte ich aus Deutschland nicht, was mir sofort den Schweiß auf die Stirn trieb. Nachdem ich den schwach beleuchteten Korridor den anderen Menschen hinterhergelaufen war, reihte ich mich in die Schlange zur Kontrolle des Visums für nicht kenianische Staatsbürger:innen ein. Schon bei der ersten Begegnung mit den Mitarbeiter:innen am Schalter des kleinen, bescheidenen Flughafens merkte ich, dass viele Dinge hier anders und entspannter als in Deutschland laufen (eben „pole pole“, aber das habe ich erst später gelernt). Nach der Passkontrolle holte ich mein Gepäck, das mir eine freundlich lächelnde Frau bereits vom Band geholt hatte und verließ das Gebäude. Ich war überwältigt von den vielen laut rufenden Menschen, die mir eine Mitfahrgelegenheit gegen Bezahlung anboten, und einigen anderen Wörtern auf Suaheli aus der Umgebung, die ich nicht verstand. Ich schaute mich um, bis ich schließlich einen strahlenden Mann sah, der ein Schild, das meinen Namen trug, in die Luft hielt. Dieser Mann war Hannington, der Fahrer und Mann-für-alle-Fälle des Africachild- Villages. Obwohl wir uns eigentlich noch fremd waren, begrüßte er mich mit einer umarmenden Herzlichkeit, die meine bis dahin noch vorhandene Unsicherheit sofort in ein Gefühl der Sicherheit wandelte. Er nahm mir das Gepäck ab und trug es für mich ins Auto, bei dem ich zunächst, wie ich es aus Deutschland gewohnt war, auf der rechten Seite einsteigen wollte, bis ich verwirrt merkte, dass in Kenia Linksverkehr herrscht.
Die anschließenden 45 Minuten Fahrt zum Africachild-Village waren für meine Sinne überwältigend, faszinierend, aber auch schockierend: Ich sah neben der wunderschönen, grünen Landschaft ein wildes Durcheinander aus Motorrädern, Tuk- Tuks, hupenden Autos, mir zuwinkenden Menschen. Aber ich sah auch eine bittere Armut am Rand der Strasse, die ich so aus Deutschland nicht annähernd kannte. Behausungen, die eigentlich nichts mit einem Haus wie wir es kennen zu tun haben. Selbst der Begri[ Hütte wäre übertrieben. Ich sah auch viele Menschen in abgetragenen, zerrissenen Kleidern. Generell fielen mir die vielen Menschen auf, speziell in Mombasa, von denen fast alle zu Fuß unterwegs waren. Außerhalb von Mombasa sah ich freilaufende Kühe und Ziegen, die auch schon mal die Straße kreuzten, sowie auch wilde A[en. Diese haben hier sogar eigene Brücken, die aus hängenden Leitern bestehen, welche von einem Baum zum anderen über die Straße gespannt sind; das hatte ich zuvor noch nie gesehen. Als wir beim Africachild-Village- Schild in Ukunda rechts abbogen, veränderte sich die Straße in einen typischen afrikanischen Feldweg, der eigentlich nur aus vielen Schlaglöchern und Steinen bestand und meinen Magen beinahe zum Umdrehen brachte. Im Village angekommen wurde ich herzlich von Salama, der leitenden Sozialpädagogin und einer der jungen Mütter begrüßt. Das Village selber ist komplett umzäunt und hat ein großes metallenes Tor welches zusammen mit dem Wachturm mir gleich ein Gefühl der Sicherheit gegeben hat. Alle Gebäude machen auf mich einen gepflegten Eindruck, wenngleich man das natürlich nicht mit Deutschland vergleichen kann. Leider gibt es immer wieder Stromausfälle und auch das WLAN könnte besser sein.
Nach dem ersten Rundgang gab es ein typisch kenianisches Frühstück. Es gab Chiapati, eine Art Pfannkuchen, und einem schwarzen, sehr süßen Tee. Als ich anschließend die anderen jungen Mütter kennenlernte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich jemals alle Namen lernen könnte, da ihre Namen für mich zum Teil sehr fremd klangen und ihre Gesichter für mich alle gleich aussahen. Wie sich jedoch herausstellte, war dies ein Irrtum, denn heute, knapp zwei Wochen nach meiner Ankunft, beherrsche ich fast alle Namen und erkenne die feinen Unterschiede in ihren wunderschönen Gesichtern. Die jungen Mütter machen auf mich einen sehr lebensfrohen und dankbaren Eindruck und das trotz der starker Traumatisierungen die viele von ihnen haben. Mir fällt der liebevolle Umgang mit ihren Kindern auf und auch mir gegenüber sind sie sehr herzlich o[en und dankbar. Das ganze Africachild Village ist eine große Familie nicht nur die jungen Mütter untereinander, sondern auch die Mütter und das Team. Jeder kümmert sich um jeden. Am Ankunftsabend aßen wir das erste Mal alle zusammen in der Buschküche. Es gab Marague, Reis mit Bohnen, welches alle mit den Fingern, an-statt mit Lö[eln aßen. Ich versuchte mich anzupassen, was jedoch gar nicht so leicht und sehr ungewohnt war. Eine von vielen besonderen Erfahrungen, die mich hier in Kenia in den nächsten Monaten wahrscheinlich noch erwarten werden.
Karibu! – Willkommen in Kenia!